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Asphalt und Schokolade

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Asphalt und Schokolade

Kontrastreicher als diese Seniorenfahrt konnte keine sein. Um 7:45 Uhr fuhren wir vom Schwimmbad ab in Richtung Köln. Ohne Stau ging es über den Kölner Ring bis zur Abfahrt Bad Honnef/Linz. Nach ca. einem Kilometer hatten wir die Landesgrenze Nordrhein-Westfalen zu Rheinland-Pfalz überschritten und waren in Windhagen, dem Stammwerk der Wirtgen Group, deren Gebäude­komplexe sich parallel zur Autobahn aneinanderreihen. Zu dieser im Weltmarkt führenden Gruppe der Baumaschinenindustrie gehören die im Bild gezeigten Produktmarken. Weitere Produktionsstätten befinden sich in Brasilien, China und Indien. Die Mitarbeiterzahl umfasst ca. 8.700. Die Firma Wirtgen in Windhagen ist der Marktführer, wenn es um das Fräsen und Recyclen bei Asphaltstraßen geht.

Zunächst wurde wir in einen Vortragsraum geführt und von Herrn Salz, einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma, freundlich begrüßt. Bei Kaffee und Gebäck bekamen wir in einer Videoführung einen Überblick der verschiedenen Geschäftsfelder der Wirtgen Group, welche mittlerweile zur A John Deere Company gehört.

Anschließend ging es in die Fertigungshallen für die Kaltfräsen, welche bei der wirtschaftlichen und umweltschonenden Straßensanierung einen wichtigen Beitrag leisten. Ausgerüstet mit gelber Warnweste, Schutzbrille und einer drahtlosen Übertragungseinheit machten wir uns auf den Weg, begleitet von zwei Auszubildenden der Firma – Herr Jan Hendrik Seck und Herr Jakob Losem. Die Kaltfräsen (Kleinfräsen bis 1.300 mm Fräsbreite, Kompaktfräsen bis 1.500 mm Breite und Großfräsen bis 2.200 mm Fräsbreite) tragen schadhafte Straßenbeläge ab und können auch beim Ausbau ganzer Fahrbahnkonstruktionen eingesetzt werden. Gespannt lauschten die verschiedenen Kleingruppen den Ausführungen der Fachleute.Es ist für Laien kaum überschaubar, wie hier viele Teile (teilweise Kleinteile) hergestellt werden, ihren Weg durch die verschiedenen Hallen finden, um dann allmählich ihren Platz in der immer größer werdenden Maschine zu finden. Dabei ist eines auffallend: die Sauberkeit der Fabrikhallen, exemplarisch auch dabei die Lehrwerkstatt. Da das Werksgelände sehr weitläufig ist, hatten die mitgereisten Senioren eine ganz schöne Wegstrecke zu bewältigen.Nach der Endkontrolle der fertigen Maschine werden diese dann in riesigen Hallen abgestellt und für den Transport zum Kunden vorbereitet.Hier die fertige Großfräse W220 mit einer Fräsbreite von 2.200 mm. Das Gesamtgewicht liegt bei ca. 37 Tonnen. Von Herrn Salz hatten wir beim Einführungsvortrag auch erfahren, wie kompliziert es in der heutigen Zeit ist, ein Firmengelände zu erweitern – in diesem Fall besonders, wenn dieser Teil der Firma dann statt in Rheinland-Pfalz auf Nordrhein-Westfalen übergreift. Unterschiedliche Vorschriften, Gesetze und Verordnungen der beiden Länder zeigen auf, wie der so hoch gelobte Föderalismus der Bundesrepublik auch hinderliche Schattenseiten haben kann,

Nach dem herzlichen Dank an die Mitarbeiter der Firma und dem Versprechen, dass wir noch einmal wiederkommen, weil wir ja nur einen kleinen Bruchteil der Firma gesehen haben, ging es zur Stärkung ins nahegelegene Restaurant 4Winden. Gegen 14:30 Uhr fuhren wir mit dem Bus eine kurze Wegstrecke bis zur Autobahnabfahrt Bad Honnef/Linz.

Hier befindet sich ein Autohof, auf dessen Gelände Oliver Coppeneur und ein Freund im Sommer 1993 die Confiserie Coppeneur et Compagnon gründete. Zunächst wurden wir auch hier durch eine Videovorführung über die Grundlagen unserer Schokolade und Pralinen informiert. Uns wurden faszinierende Einblicke und Wissenswertes rund um den Kakao und die Schokoladenherstellung präsentiert. Wir tauchten ein in eine völlig unbekannte Welt und erfuhren Einzelheiten, die wir nur bestaunen konnten. Im Schatten großer Bäume wachsen die Kakaofrüchte auf Bäumen, wobei diese Bäume gleichzeitig Blüten und Früchte tragen können. Ist die Frucht, reif wird sie abgeschlagen und geöffnet. In dieser Frucht befinden sich ca. 20 bis 60 Samen zusammen mit dem Fruchtfleisch. Wir hatten dabei die Gelegenheit, einmal eine Kakaofrucht und auch eine geöffnete Frucht in den Händen zu halten. Die Samen werden zum Trocknen ausgelegt, dabei verliert sich das Fruchtfleisch. Danach müssen die Bohnen bei 150 °C geröstet werden, dabei entwickeln sich erst die Aromastoffe. Nach dem Abstreifen der Samenhäutchen können die Bohnen gemahlen werden. Ca. 50 Bohnen benötigt man für eine Tafel Schokolade. Als weitere Zutaten kommen Kakaobutter, Aromastoffe und Zucker hinzu. All unsere Fragen wurden von zwei jungen Frauen fachmännisch erklärt.

Die Fabrik in Bad Honnef wurde im Gründerzeit-Ambiente eines 150 Jahre alten Fabrikhofes errichtet. Durch große Glasscheiben konnten wir in die Fabrikationshallen schauen, auf den Tischen standen bereits kleine Proben der dort produzierten Pralinen. Denn in der Werbung wird nicht nur ein Zuschauen versprochen, sondern ein Geschmackserlebnis sollte uns erwarten. So werden den Kunden auch Seminare und Events in der passenden Kulisse angeboten. In einem größeren Raum standen bereits Tische mit Kaffee und Kuchen und zahlreichen Proben zum »Dahin-Schmelzen« bereit. Wir wurden von dem Duft der schokoladenhaltigen Produkte verführt, denn Naschen war ausdrücklich erwünscht.

Und das hatte seine Folgen. Wegen der langen Schlange an der Kasse konnte der Bus erst mit einer halbstündigen Verspätung zur Rückfahrt starten.

Ernst-Albert Ratajczak