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Die Turn WM im eigenen Land

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Über ein Jahr ist es jetzt her, dass wir die Eintrittskarten (noch im Bus) bestellt haben um auf jeden Fall noch welche für die Gerätefinals zu ergattern. Das schien uns damals noch eine Ewigkeit zu dauern bis es endlich losgeht, aber dann verging die Zeit doch sehr schnell. Mit sechzehn Turnerinnen und Trainerinnen ging es dann im Oktober auf nach Stuttgart! Nachdem einige von uns bereits am Donnerstag anreisen konnten um sich die Mehrkämpfe der Frauen und Männer anzugucken, folgte der Rest von uns am Freitag. Am späten Abend trafen wir uns alle an unserer gemeinsamen Unterkunft. Dank unserer zugezogenen Turnerinnen Melanie und Nicole hatten wir ein ganz besonderes Quartier: Wir durften in ihrem Heimatort Möglingen bei Ludwigsburg bei ihrer Mutter Gisela übernachten, die uns direkt nach der Ankunft auch noch mit einem leckeren Fleischkäse versorgte! An dieser Stelle noch mal vielen, vielen Dank! Gleich nach der ersten Stärkung ging es mit der Zimmerverteilung weiter: Einhorn Zimmer, Fußball Zimmer, Frisuren Zimmer, Müller Zimmer und das Zimmer im Westflügel haben sich schnell gefunden. Nach dem Auspacken und einer "Gute-Nacht-Geschichte" ging es dann auch erstmal ins Bett. Wir wollten ja schließlich fit sein für die nächsten beiden Tage! Den Samstag ließen wir ganz entspannt angehen und starteten erstmal mit einem ausgewogenen Frühstück. Da der Wettkampf erst nachmittags begann, hatten wir noch genug Zeit das super Wetter zu genießen und uns für DEN Cannstatter Wasen (unser Abendprogramm im direkten Anschluss an den Wettkampf) hübsch zu machen.- - - An diese schwäbischen Artikel mussten wir uns erstmal noch gewöhnen: Statt "die Butter" heißt es hier "der Butter" und nicht "die Wasen" sondern "der Wasen". Wasen kommt nämlich von Rasen 8-) Naja, egal: Nennen wir es doch einfach "das Cannstatter Volksfescht". - - - Genug gelernt, zurück zum eigentlichen Bericht: Nach dem Frühstück haben wir uns also in unsere Dirndl bzw. Trachtenhosen geschmissen und im Frisurenzimmer gab es dazu auch die passenden Flechtkünstlerinnen. Top gestylt ging es dann erstmal zur Kürbisausstellung ins Schloss Ludwigsburg. Speziell für unser Einhorn Zimmer war dort ein ca. 3 Meter hohes Einhorn aus Kürbissen ausgestellt. Nach einem Rundgang durch den Märchenwald, bei dem wir unser Gedächtnis aus Kindertagen wieder auffrischen konnten, machten wir uns dann auf den Weg in die Hanns-Martin-Schleyer Halle. Beim Gerätefinale 1 standen Sprung und Stufenbarren (bei den Frauen) und Boden, Pauschenpferd und Ringe (bei den Männern) auf dem Plan. An den Ringen und am Stufenbarren sogar mit deutscher Beteiligung! Auch wenn es für Nick Klessing und Elli Seitz leider nicht für eine Medaille gereicht hat, waren wir von den ersten Gerätefinals und den dort gezeigten Leistungen total begeistert. Die Übungen einmal live zu sehen ist doch noch viel beeindruckender als im Fernsehen! Und es fallen einem Dinge auf, die man im Fernsehen nie so wahrgenommen hat. Daher waren wir auch alle etwas irritiert wie sehr die asiatischen Turner ihre Akrobatikbahnen "um die Kurve" turnten, um so die Diagonale der Bodenfläche zu verlängern. Im Anschluss an das erste Gerätefinale ging es dann gut gelaunt ZUM Cannstatter Wasen, wo wir den Abend mit einem Rundgang über den Kirmesplatz und EINER Maß Bier im Festzelt ausklingen ließen. Sonntag war dann das Gerätefinale 2 angesagt. (Frauen: Balken und Boden - Männer: Sprung, Barren, Reck). Auch hier hatten sich mit Sarah Voss am Balken und Lukas Dauser am Barren zwei deutsche Turner qualifiziert. Leider waren auch diese beiden nicht auf den Medaillenrängen vertreten. Aber schon die Qualifikation war bei der starken Konkurrenz aus den anderen Nationen eine gute Leistung. Besonders spannend ging es bei den Männern am Barren zu. Dort lagen die ersten vier Plätze nur 0,1 Punkte auseinander! Und wenn Lukas Dauser nicht beim Handstand im Querverhalten übergekippt wäre, wäre er vermutlich auch vorne mit dabei gewesen. (Kleiner Exkurs für Nichturner: 0,1 sind einmal kurz die Beine ein bisschen krumm gemacht oder wie beim Fußball mit einem Fuß im Abseits stehen). Es war am Barren also super knapp und total spannend. Die Bodenübung von Simone Biles war sicherlich auch ein Highlight für uns, an das wir uns noch lange erinnern werden: Wir durften die gleich zwei nach ihr benannten Teile live sehen! Ganz neu war dabei der „Triple Double“ - Ein Doppelsalto mit dreifach Schraube, den Sie ganz locker, mit Leichtigkeit in den sicheren Stand turnte! Auch auf den Gängen in der Halle hatten wir die Möglichkeit einige Turner hautnah zu erleben, Fotos zu machen und uns auch kurz mit ihnen zu unterhalten. So haben wir zum Beispiel Tabea Alt, Andreas Toba und Philipp Boy getroffen. Sonntagabend war das schöne Wochenende dann leider auch schon wieder vorbei. Aber "one good turn deserves another" und so wird die Turn WM 2019 mit Sicherheit nicht der letzte Ausflug der wendigen Walfische gewesen sein!