Meine MTG
 

Asservatenkammer der MTG

Ein MTG-Senior und seine Asservatenkammer

Seit dem Frühjahr des Jahres 2020 heißt es leider nicht mehr: »MTG-Senioren unterwegs.« Wie auch in allen anderen Bereichen des täglichen Lebens ist die Besichtigung von Firmen komplett eingestellt worden. Frage: »Was macht man dann zu Coronazeiten als Senior?« Wie die Medien berichten, fangen viele an aufzuräumen. Die Schlangen vor den Recyclinghöfen sprechen Bände dafür. So fing es auch bei mir an. Viele Fahrten in den vergangenen Jahren brachten nicht nur eine Reihe von Erkenntnissen über die Firmen, welche uns in ihre Räumlichkeiten und Fabrikhallen gelassen haben. Eine Reihe von Firmen sind auch sehr großzügig mit ihren Beigaben. Da gibt es Schlüsselbänder, Schutzbrillen oder Warnwesten als Begrüßungsgabe – und Prospekte. Und so sammelt sich allmählich Stück um Stück an und füllt Regale, Dosen und die Fensterbank. Man denkt fast, dass man die Asservatenkammer eines Polizeipräsidiums vor sich hat.

Dabei kann man drei verschiedene Mitbringsel unterscheiden:
zunächst die offiziell von den Firmen bereitgestellten Artikel, welche häufig als Werbeartikel verteilt werden. Außerdem betreiben die Firmen auch in vielen Fällen ein aktives Merchandising, wie man heute sagt und daher ist in vielen Fällen ein Verkaufsshop vorhanden, in welchem man dann bestimmte Artikel kaufen kann.

Dann gibt es Zwischenprodukte, welche man auf Nachfrage aus der laufenden Produktion mitnehmen darf. Ja und manchmal gibt es auch Musterstücke, welche bei einer Werksführung zufällig in den eigenen Taschen verbleiben. So hat es mal freundlich einer der Werksführer ausgedrückt. Natürlich kann jetzt nicht im Einzelfall alles beschrieben werden. Die Stahlbramme der Firma ThyssenKrupp war zu schwer für den Bus und die Pipeline-Röhre der Firma Europipe in Mühlheim passte nicht ins Auto. Im Folgenden soll auch nicht eine chronologische Beschreibung aller Führungen insgesamt erfolgen, aber die Erwähnung der Beigaben erfolgt dem zeitlichen Ablauf.

Es begann am 7. Juni 2005. Dieter Fassbender hatte seine Beziehungen zur Firma ThyssenKrupp spielen lassen und wir hatten die Möglichkeit, in Duisburg die beiden Werke Beekerswerth und Bruckhausen zu besichtigen. Imposant den Abstich von Roheisen am Hochofen zu sehen, das Warmbandwalzwerk – aus kurzen dicken Brammen werden lange dünne Bleche. Die Coils (aufgewickeltes Feinblech) werden teilweise wieder abgewickelt und in einer weiteren Veredelung verzinkt – eine Möglichkeit, Stahl gegen Rost zu schützen. Hier ein Stück Feinblech und ausgelaufenes Zink.

Am 17. März 2009 besichtigten wir am Vormittag das Möbelwerk der Firma Panthel in Unnau. Ganz in der Nähe befindet sich in Nistertal seit 1848 die Original Westerwälder Birkenhof Brennerei. Zunächst wurden wir durch die Brennerei geführt: Herstellung der Maische, Vergärung des Zuckers und dann in den Brennblasen die Brennung der Maische mit der damit verbunden Erhöhung des Alkoholgehaltes. Danach ging es zum Höhepunkt der Besichtigung: die Verkostung. Dazu bekam jeder Senior einen kleinen Probierbecher aus Steingut. Man kann sich gar nicht vorstellen, aus welchen Naturstoffen Schnaps hergestellt werden kann. Die Birkenhof Brennerei hat sich außerdem sehr schöne Namen dazu einfallen lassen. Natürlich gab es die Obstbrände: Westerwälder Obstler, die Schwarze Hanna, Williamsbirne (auch mit Honig), Himbeerbrand, Haselnussgeist. Dazu kamen die Exoten: Möhrenbrand mit Honig, Basalt-Feuer, Vanillelikör mit Sahne, Kräutertropfen, Westerwälder Kümmel, Westerwälder Korn, Kartoffelschnaps usw. Es gab schon Probleme, in dem 150 m² großen Verkaufsraum ein Mitbringsel auszusuchen – Geschmeckt hatten ja alle Sorten. Die endgültige Wahl fiel schließlich auf den Säuwatz, einem Kümmelbrand mit Honig. Leider nichts mehr von übrig.

Auch am 22. April 2010 standen wieder zwei Termine auf der Besichtigungsliste. Morgens waren wir zunächst beim WDR in Köln mit Studiobesichtigung und einem Mittagessen beim FRÜH in Köln. Für den Nachmittag stand die Besichtigung der Firma NOWEDA auf dem Programm. Wir alle kennen diese Firma bzw. deren Lieferfahrzeuge. Das Prinzip dieses Wirtschaftsunternehmens (Apotheker für Apotheker) besteht seit 1939 darin, die Bevölkerung umfassend, sicher und schnell mit Arzneimitteln zu versorgen. Dazu gibt es zahlreiche Verteilzentren in ganz Deutschland. Was sagt der Apotheker wenn ein Medikament gerade nicht verfügbar ist: »Sie können es heute Nachmittag abholen«. Ein Verteilzentrum mit einer ausgeklügelten Logistik hat auch in Essen ihren Sitz. Das abgebildete Medikament war wohl nur ein Muster, daher gab es keinen Anreiz einer »Ausleihe«.

Das Jahr 2011 begann am 25. Januar mit der Besichtigung des Betriebshofes der BOGESTRA (Engelsburg) in Bochum. Im Blickpunkt: Straßenbahnen von unten und ohne Räder. Man kann kaum erahnen, was alles getan werden muss, dass solche Fahrzeuge sicher im Verkehr sind und nach teilweise mutwilligen Zerstörungen wieder instand gesetzt werden. Am Mittag hat uns die BOGESTRA eingeladen, um noch eine Stärkung zu uns zu nehmen. Es war ja auch eine anstrengende Schicht. Was kann man da in Bochum nichts anderes erwarten – als: »Kommse vonne Schicht - Wat schönret gibt et nich' Als wie Currywurst.« Sie wurde liebevoll von Frau Bäse serviert.

Am 8. Februar 2011 führt uns die Busfahrt nach Krefeld. Am Vormittag besuchten wir das Edelstahlwerk der Firma ThyssenKrupp Nirosta. (Seit 2012 gehört die Firma als Outokumpu Nirosta GmbH zum finnischen Konzern Outokumpu.) Nach wie vor werden hier Flacherzeugnisse aus rostfreiem Stahl mit außergewöhnlich hochwertigen Oberflächenausführungen hergestellt. Der Namensteil entstand als Kurzform NiRoSta für nichtrostenden Stahl. Nichtrostender Stahl zeichnet sich durch einen Anteil von mehr als 10,5 % Chrom aus, der im austenitischen oder ferritischen Mischkristall gelöst sein muss. Durch diesen hohen Chromanteil bildet sich eine schützende und dichte Passivschicht aus Chromoxid an der Werkstoffoberfläche aus. Weitere Legierungsbestandteile wie Nickel, Molybdän, Mangan und Niob führen zu einer noch besseren Korrosionsbeständigkeit oder günstigeren mechanischen Eigenschaften.

Da ein großer Teil zur Herstellung von Edelstahl aus Edelstahlschrott besteht, muss die Qualität vor dem Guss sehr genau überprüft werden. Es werden daher aus dem flüssigen Stahl Proben gezogen und diese unmittelbar im Labor auf die Zusammensetzung überprüft. Entsprechend dem Ergebnis werden dann Zusatzstoffe in die Schmelze gegeben.

Ganz links sehen wir Ferro-Chrom, es setzt sich zusammen aus ca. 70% Chrom, der Rest ist Eisen. Rechts daneben liegt ein dunkles, grafitartiges Stück mit relativ niedrigem spezifischem Gewicht, es ist Ferro-Silizium und setzt sich zu ca. 70% aus Silizium und einem Rest Eisen zusammen. Noch weiter rechts das Stück mit den großen Löchern ist Ferro-Nickel und besteht zu ca. 25 – 30  aus Nickel und dem Rest Eisen. Ganz rechts liegt ein Stück Calciumfluorid. Das ist auch ein Zuschlagstoff und dient der besseren Schlackenbildung.

Nach der Mittagspause im Restaurant des Nordbahnhofes fuhren wir zur Firma Trikotex. Die Firma Trikotex ist ein neuer Geschäftsbereich der alt eingesessenen Firma Güsken. Hier werden auf 50 Webmachinen Seidenstoffe hergestellt, in der Hauptsache für Krawatten. Ein weiterer Geschäftsbereich, welchen wir auch besichtigen konnten ist Artido. Hier können Hobbyfotografen ihre Bilder auf verschiedenen Materialien aufdrucken. Hinter dem Geschäftsbereich Trikotex steckt ein besonderer Clou: Auch bei kleinen Vereinen können Sporttrikots vom Kunden selbst mit verschiedenen Logos von Sponsoren entworfen werden, die dann hier in Krefeld genäht werden. Man hatte sich von der Geschäftsführung etwas Besonderes einfallen lassen, denn jeder Besucher unserer Gruppe bekam ein kleines Trikot in den Farben und mit dem Logo der MTG. Das war ein überraschender Gag.

Der 22. März 2011 führte uns zunächst nach Brakel. Nachdem sich der Morgennebel verzogen hatte, wurden wir bei strahlendem Sonnenschein herzlich in der Firma Franz Schneider Brakel GmbH + Co KG, kurz FSB empfangen. Hier werden Türdrücker, Türbeschläge und Fenstergriffe aus Edelstahl und Aluminium gefertigt. Die aus Aluminium gegossenen Teile aus Aluminium werden in einem großen Rührkessel in ein Bad aus kleinen pyramidenförmigen Steinen gegeben. Bei diesem ersten Schritt nach dem Guss werden die kleinen Gießkanten und die Oberfläche der Teile gereinigt und die Kanten gebrochen. Der Vergleich dieser Teile vor und nach diesem »Bad« zeigt eine erstaunliche Veränderung. Nach dem ersten Teil der Besichtigung bekamen wir ein kleines Frühstück, bevor wir mit dem Bus zur Aluminiumgießerei starteten. Nach einem Imagefilm über die Firma erhielten wir dann das wohlverdiente Mittagessen.

Die Weiterfahrt führte uns über Höxter, dort überquerten wir die Weser, zur Porzellanmanufaktur Fürstenberg in Fürstenberg. Von der Umgebungsmauer des Schlosses genossen wir den weiten Blick in die Weserauen. Im Vorführraum bekamen wir einen Einblick in die Geschichte des Porzellans und seine Herstellung: Modellierung, Bemalung, Brennen. Im Museum konnten wir dann Porzellane aus verschiedenen Epochen bestaunen. Am Ende wartete natürlich wieder ein Verkaufsraum auf uns. Ein kleines Mitbringsel musste sein.

Am 5. Juni 2012 war u.a. die Stadt Wipperfürth unser Ziel. Dort befindet sich ein Werk der weltbekannten Firma Radium, der Hersteller für Glühlampen. Doch die Führung zeigte, dass diese Zeiten der Glühlampen vorbei sind. Für eine Übergangszeit gibt es noch Halogenlampen, die Zukunft aber sind die LED-Leuchtmittel, welche nur einen Bruchteil der zugeführten Energie in Wärme verwandeln, den Rest aber als Licht. Neben dem Schlüsselband konnte man einen elektronischen Würfel kaufen. Das ist der Lauf der Zeit. Zum Knobeln ist er allerdings nicht geeignet. In der Werkskantine wurden wir dann noch ausgezeichnet mit einem Mittagessen versorgt.

Denn am Nachmittag ging es nach Solingen in die dort ansässige Gesenkschmiede Hendrichs. Diese historische Werkstatt gehört zum LVR-Industriemuseum. Die Besonderheit des Museums liegt darin, dass hier noch richtig produziert werden kann. Vom Metallstab über die Rohlinge bis zur fertigen Schere können die einzelnen Verfahrensschritte beobachtet werden. Das konnte einen eifrigen Sammler nicht ruhen lassen. Die fertige Schere stammt allerdings aus dem Verkaufsraum.

Am 16. April 2013 führte uns der Weg wieder Richtung Gütersloh. Die Band- und Gurtweberei Güth & Wolf, gegründet 1887, erwartete uns zu einer Besichtigung. Man hat keine Vorstellung, wo heute überall diese Produkte eingesetzt werden und oft unsichtbar vorhanden sind, aber eine wichtige Funktion erfüllen. Als Hebe- und Zurrgurte kennen wir diese Artikel. Aber allein in einem Auto können an 13 verschiedenen Stellen solche Bänder vorhanden sein. Seit der Gründung der Firma haben sich natürlich die Produktionsmethoden und die verwendeten Materialen komplett verändert. Heute vollzieht sich die Fertigung aus Stoffen wie Carbon, Glas, synthetische Fasern verschiedenster Art, Naturfasern und Basaltfasern. Die Bänder werden gewebt, geflochten, gefärbt und bedruckt je nach Kundenwunsch.

Nach der Mittagspause im Gütersloher Brauhaus (dort sind wir mittlerweile Stammgast) erfolgte ein Stadtrundgang durch das nahegelegenen Rietberg, einem idyllischen kleinen Ort mit Fachwerkhäusern und Kunstobjekten. Das ehemalige Franziskanerkloster ist zwar seit 1975 aufgehoben, aber als Begegnungsstätte Institut Vita ist ein edles Café und ein reichhaltiger Andenkenladen immer noch vorhanden. Da ist immer etwas dabei zur Erinnerung.

Mitten im Sauerland liegt der idyllische Ort Schmallenberg. Am 14. Mai 2013 war die Firma Falke unser Ziel. Das deutsche Familienunternehmen wurde 1895 gegründet und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute werden überwiegend Strumpfwaren hergestellt, daneben aber auch Sportbekleidung, Herrenmode und Accessoires. Außer den Erzeugnissen unter eigenem Namen werden auch in Lizenz Produkte hergestellt. Wir sahen z.B. Herren- und Damenstrümpfe unter dem Label »Burlington«, die mit der bekannten Raute. Wir wurden durch die einzelnen Abteilungen von der Feinstrickerei bis zur Konfektionierung geführt, und natürlich auch das Labor zur Qualitätskontrolle. Überwältigend die Vielfalt der verschiedenen Farben. Motto: »Blau ist auf jeden Fall grüner als gelb«. Das besondere Interesse galt den sog. Hochzeitsstrümpfen, Hauchdünne weiße Strümpfe (20 DEN) mit roten Herzen oder schwarz mit angedeuteten Pfauenfedern im Bund, mit eingearbeiteten Blumenmustern oder aufgesetzten Strasssteinchen. 20 DEN bei einer Feinstrumpfhose bedeutet, dass der Garnfaden mit einer Länge von 9 km nur 20 g wiegt. Diese Produkte werden daher nur mit weißen Handschuhen angefasst, damit keine Fäden gezogen werden. Natürlich konnte man dann in dem angeschlossenen Werksverkauf sich eindecken – so etwas nennt sich heute Factory Outlet.

Nach dem Mittagessen im Gasthof Dornseifer ging es in den nahe gelegenen Teilort Fleckenberg. Hier produzierte die Firma Carl Hesse von 1938 bis 1982 Bestecke, wobei die Wasserkraft der vorbei fließenden Lenne zum Antrieb der Maschinen genutzt wurde. Im Jahr 1990 wurde die Fabrik mit der kompletten Inneneinrichtung unter Denkmalschutz gestellt. Der Heimatverein Fleckenberg machte die Fabrik der Öffentlichkeit zugänglich, so dass man auch heute noch die Fertigung vom Blech zur Gabel und zum Löffel nachvollziehen kann. Auch die alten Prägeformen sind noch vorhanden. Zum Jubiläum wurde ein Sonderlöffel mit einer eigenen Prägung auf der Rückseite herausgebracht – gekauft, vor allem für Eisbecher bestens geeignet.

Am 18. Juni 2013 war das nahegelegen Münsterland wieder unser Ziel. Ein Johann Spielmann hatte 1894 einen Getränkevertrieb in Stoppenberg gegründet. Er füllte zunächst Bier in Flaschen ab und verteilte sie. Auch andere Limonaden wurden in Lizenz in Flaschen abgefüllt. Um Kosten für teures Wasser zu sparen, wurde 1959 ein Brunnen auf dem Firmengelände gebohrt. Bei der Untersuchung des Wassers stellte sich heraus, dass es sich um qualitativ sehr hochwertiges Mineralwasser handelte. Die Marke Stiftsquelle wurde geschaffen. Der Name Stiftsquelle bezieht sich auf die Stiftskirche in Essen-Stoppenberg, in deren Sichtweite sich die erste Quelle befand. Die Lage inmitten eines Wohngebietes in Stoppenberg und die damit verbundene Unmöglichkeit jeder Erweiterung zwang das Unternehmen im Jahr 2013, seine Abfüllanlage nach Dorsten zu verlagern. Der Standort Dorsten wurde nach zahlreichen Probebohrungen allein aufgrund der Qualität des Wassers gewählt. So konnten wir bei unserer Besichtigung miterleben, wie die Abfüllanlage gerade eingefahren wurde. Es werden sowohl Glasflaschen als auch PET-Flaschen verwendet. Diese PET-Flaschen mit Schraubverschluss werden meist in einem zweistufigen Verfahren aus einem angelieferten PET-Rohling hergestellt, welcher dann vor Ort erhitzt und in die entsprechende Form aufgeblasen wird.

Das obligatorische Mittagsessen wurde in den Schloss Stuben eingenommen, bevor es dann zum Wasserschloss Nordkirchen ging, dem westfälischen Versailles. Bereits im Jahr 2008 und im Jahr 2019 wehte allerdings dort die Fahne mit den drei Ringen der Firma Krupp für Filmaufnahmen. Die Krupp-Stiftung hatte die Nutzung der Villa Hügel nicht erlaubt.

Da bei verschiedenen Besichtigungen die Anzahle der Teilnehmer begrenzt ist, wurden zwei Besichtigungen im Wechsel durchgeführt. So fuhren wir am 29. Oktober 2013 wiederum nach Gütersloh, um diesmal die Firma Meesenberg Sicherheitstechnik zu besichtigen. 1758 gründete ein Paul Danielsen ein Geschäft und verkauft alle möglichen Gebrauchsgegenstände wie in einem Kramladen. Daraus entsteht unter Matthias Meesenberg 1889 ein eigenes Geschäft. Heute versteht sich diese Firma als Kompetenzpartner für Fenster, Türen und das Bauhandwerk. Mit 120.000 Produkten bietet das Unternehmen eine umfassende Palette in diesen Bereichen. Schließsysteme und Zutrittskontrollen zählen mehr und mehr zu den wichtigen sicherheitsrelevanten Bereichen einer Firma aber auch eines Privathauses. Die Meisten kennen die kleinen Türspione an den Wohnungseingangstüren. Hier bietet die Firma ein einfaches aber wirkungsvolles Gerät zum Austausch an. Von der Außenseite zeigt sich derselbe Anblick. Dahinter verbirgt sich aber eine vollwertige Videokamera. Und auf der Wohnungsseite hat man einen Bildschirm, auf welchem man in Ruhe den Bereich vor der Türe übersehen kann. Ungebetene Gäste werden sofort erkannt. Dieses Gerät war ein Renner bei den Senioren. Am Nachmittag stand noch ein geführter Stadtrundgang durch Rheda-Wiedenbrück auf dem Programm.

An zwei Tagen im Februar 2014 konnten wir den Fleischhof Rasting in Essen-Kupferdreh besichtigen. Am 11.02.2014 fanden wir uns mit 20 Personen dort ein und wurden erst einmal mit weißen Schutzkitteln und roten Kopfbedeckungen versehen. Es gelten aus hygienetechnischen Gründen strenge Regeln, dazu gehört auch im Betrieb ein absolutes Schmuckverbot. Der Fleischhof Rasting ist ein Lebensmittelunternehmen und ist einer der größten Fleischverarbeitungsbetriebe in Nordrhein-Westfalen und gehört als Tochterunternehmen zur genossenschaftlich geprägten Edeka Rhein-Ruhr. Zweck des Unternehmens ist die Versorgung der Fleisch- und Fischabteilungen der Edeka-Märkte und Marktkauf im Vertriebsgebiet Rhein-Ruhr mit einem Vollsortiment an frischen Fleisch- und Wurstwaren sowie Fisch. Die Fleischwurst aus dem Betrieb ist längst verspeist, die von der Firma überreichte Kühltasche verrichtet aber immer noch treue Dienste beim Einkauf.

Das Sauerland war Jahrhunderte lang ein Standort für die Kleineisenindustrie. Die Gewinnung von Erzen, Blei in Ramsbeck (haben wir auch besichtigt), Kupfer war eine Voraussetzung. Hinzu kam die Energiequellen Wasserkraft und Holzkohle. Zunächst hatte man für den Eigenbedarf Sensen, Messer, Nägel, Hufeisen und andere Kleinteile geschmiedet und gehämmert. Doch auch früh wurde schon für den Verkauf produziert. Den Verkauf dieser Waren übernahmen dann die Wanderhändler. Schneidwaren »Made in Solingen« genießen auch heute immer noch weltweit eine hohe Wertschätzung. Die Stadt im Bergischen Land steht für Messer und Bestecke von hervorragender Qualität. Eine dieser Manufakturen, die Firma CARL MERTENS, gegründet 1919, konnten wird am 14. Oktober 2014 besichtigen. Hautnah erlebten wir die Herstellung von Messern, Gabeln und Löffeln aus den angelieferten Blechen. Aber die Großbuchstaben SALE deuteten schon an: Hier geht noch mehr. Ein Vorlegelöffel war mit einem besonderen Haken versehen. Dieser verhindert, dass bei großen Schüsseln der Löffel in diese hinein rutscht. Eine sehr innovative Idee und diese konnte nur durch einen Kauf unterstützt werden. Im Anschluss erfolgte noch ein Rundgang durch die Altstadt von Hückeswagen mit Schloss und Museum. Dazu gehörte auch die ehemalige evangelische Johanniskirche, welche heute zu einem Kolumbarium umgewidmet ist. Den Abschluss bildeten Kaffee und Kuchen im Café »Zur Post«, für Porzellanliebhaber eine wahre Augenweide.

Am 20. Januar 2015 war es endlich soweit, dass wir einen Betrieb besichtigen konnten, an welchem man täglich vorbeifährt: die Gerresheimer Glashütte in der Ruhrau in Horst. Eine erste Gruppe hatte bereits am 18. März 2014 das Vergnügen. Ursprünglich befand sich der Vorläufer – die Glashütte Wisthoff mitten in Steele und gehört zu den ältesten Industrieunternehmen der Stadt Essen. Seit 1971 befindet sich das neue Werk im Stadtteil Horst in der Ruhrau und gehört zur Gerresheim-Gruppe. Dieses Werk dient der Behälterglasherstellung für die Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie. Der weit überwiegende Teil der Produktion dient der Produktion von Behältern für die Pharmaindustrie. Daher das Anziehen von weißer Schutzkleidung und das Anlegen von Haarnetzen. Aber wir kennen alle die Deoroller, deren Gläser hier in Horst hergestellt werden. Mit dabei sind auch die kleinen Fläschchen für Underberg und Kümmerling, welche unschwer an der Form zu erkennen sind. Pro Minute laufen ca. 600 Flaschen vom Band. Der Geschäftsführer der Hütte, Herr Dr. Unruh lies es sich nicht nehmen, uns persönlich zusammen mit einem Mitarbeiter durch das Werk zu führen.

Der Verkauf von Artikeln des täglichen Gebrauchs wird vor allem durch Werbung angeheizt, wobei das Medium Fernsehen ganz weit oben steht. Und hier ist wiederum seit 1996 eine Firma mit Namen QVC in Deutschland auf dem Markt. Als Dauerwerbesendung ist das Programm jeden Tag 17 Stunden über Kabel, Satellit, DVB-T2 HD und IPTV zu empfangen. Am 6. November 2015 fuhren wir nach Düsseldorf zum Medienhafen, um einen Blick hinter die Kulissen einer solchen Life-Sendung zu werfen. In Düsseldorf befinden sich die Zentrale und mehrere Studios. Der Verkauf von Waren über diese Schiene muss sich offensichtlich lohnen, denn pro Tag verlassen 45.000 Pakete die Zentrale in Hückelhoven.

Am 16. Februar 2016 blieben wir in Essen und besichtigten auf einem ehemaligen Kruppgelände die Firma Fa. Spicer Gelenkwellenbau. Sie wurde 1946 gegründet und ist seit dem Jahr 2000 Teil des US-amerikanischen Automotive-Konzerns Dana. Hier werden Gelenkwellen und Kreuzgelenke gebaut. Diese dienen der Kraftübertragung vom Motor z.B. bei Lastkraftwagen auf die Räder. Die schwarze Kunststoffscheibe sieht aus wie eine Kameralinse, dient aber der Abdeckung von Gelenken und Kugellagern.

Wer sich in ein Auto setzt, ist automatisch mit der Firma HELLA verbunden. Am 20. April 2017 konnten wir das Werk 5 in Recklinghausen besichtigen. HELLA ist börsennotiertes Familienunternehmen mit über 100-jähriger Geschichte. Entwicklung und Fertigung für die Automobilindustrie, Lichttechnik und Elektronikprodukte werden über Handelsorganisationen für Kfz-Teile und Zubehör in ganz Europa verteilt. Alles was an »elektrischen Helfern« im Auto vorhanden ist, stammt von HELLA, das damit zu einem führender Automobilzulieferer gehört und auf innovative Lichtsysteme sowie Fahrzeugelektronik spezialisiert ist. Bei soviel Elektronik in einem Betrieb ist ein Besuch nicht so einfach. Wir kennen alle das Phänomen, wenn meist in trockenen Wintertagen und Schuhen mit Gummisohlen beim Berühren eines metallischen Teiles auf einmal ein elektrischer Funke überspringt. Die Spannungsdifferenz kann bis zu 30.000 V betragen. Um dies bei der Vielzahl an elektronischen Bauteilen in der Produktion zu unterbinden, mussten alle Besucher unserer Gruppe daher erst einmal »geerdet« werden, damit diese elektrostatische Aufladung verhindert wird. Dies geschah durch einen Gurt um die Schuhe und das Anlegen eines elektrisch leitfähigen Bandes an die Haut im Bereich der Socken. So kann kein Potentialunterschied aufgebaut werden.

Über Volkswagen braucht man eigentlich nicht viel zu schreiben. Daher nur eine kleine Anmerkung. Die weiter ansteigende Nachfrage nach Autos und der Export machten nach dem Krieg einen Werksneubau notwendig und man erwarb nahe Kassel dazu die Werkshallen der ehemaligen Henschel-Flugmotorenwerke. Als Datum der Inbetriebnahme des Werkes gilt der 1. Juli 1958. Aus der Zeit des Jubiläums 2008 stammt diese opulente und schwergewichtige Buchausgabe, Gewicht 3,2 kg. Immerhin werden darin alle 13.000 Mitarbeiter mit Foto an ihrem Arbeitsplatz und dem Namen gewürdigt. Eine Wertschätzung der Belegschaft. Das Volkswagenwerk Kassel in Baunatal im Landkreis Kassel ist – nach dem Stammwerk Wolfsburg – die zweitgrößte Produktionsstätte der Volkswagen AG in Deutschland. Dieses Werk baut allerdings keine Fahrzeuge, sondern fertigt und liefert Komponenten an andere Werke des Konzerns: Getriebe, Karosserien und Abgasanlagen sind die Hauptkomponenten. Nach und nach wurden weitere Werkshallen errichtet, sodass am Ende allein die charakteristische Backsteinfront eine Länge von 1.400 m aufweist. Die einzelnen Hallen sind bis zu 570 m breit. Schon von der Autobahn aus ist dieser imposante Bau daher zu sehen, als wir am 13. Juni 2017 zu einer Besichtigung in Kassel-Baunatal ankamen. Und über allem der 190 m lange Schriftzug VOLKSWAGEN in 5 m hohen Buchstaben. Die Geschenkschatulle enthielt daher auch kleine Modelle der beiden erfolgreichsten Marken des Konzerns, von der Käfer-Ära bis zum Passat CC. Am Nachmittag war dann noch Gelegenheit zu einer Fahrt auf die Wilhelmshöhe mit der alles überragenden Herkulesstatue. Die Figur alleine ist schon 8,30 m hoch und besteht aus einem schmiedeeisernen Skelett, bedeckt mit 2-3 mm dicken, handgetriebenen Kupferplatten.

Das Jahr 2018 begann für die Senioren am 16. Januar mit einem Besuch der Zeche Zollverein. Unter sachkundiger Führung ging es zunächst mit dem Aufzug auf den Kohlenturm. Von hier hat man einen weiträumigen Überblick über die Zeche, die Kokerei, die Stadt Essen und darüber hinaus. Wir folgen dann dem Weg der Kohle nach unten, teilweise auch durch die ehemaligen Kohlebunker hindurch. Danach ging es direkt auf die Ofendecke der Koksofenbatterie mit einem der Kohlentürme in der Mitte. Die Kokerei wurde in den Jahren 1957 bis 1961 gebaut und 1970 erweitert. In 10 sog. Batterien mit insgesamt 304 Koksöfen wurden jeden Tag bis zu 8.600 t Koks erzeugt. Die gesamte Länge der Öfen beträgt 800 m, damit war die Kokerei Zollverein die größte und modernste Anlage dieser Art in Europa. In einer Kokerei wird die Kohle unter Luftabschluss bei Temperaturen bis 1.300 °C erhitzt. Zurück bleibt der Koks, welcher für die Verhüttung von Eisenerz gebraucht wird. Einige Öfen sind mit einer Glasscheibe versehen und bieten so einen Blick in den Koksofen mit den feuerfest ausgemauerten Seiten. Um sich ein besseres Bild machen zu können, hatte ich aus meiner Sammlung einen halbfertigen Koksbrocken mitgebracht. Da bei der Erhitzung der Kohle das entweichende Gas mit dem Teer und den anderen Inhaltsstoffen von der heißen Wandung nach innen zur Mitte strömt, ist dieser Teil des Kokses deutlich dichter und man bezeichnet ihn daher als Teernaht. Die Gegenseite an der heißen Wandung ist wolkiger und wird darum nach dem Aussehen als Blumenkohlseite benannt. Zum besseren Verständnis habe ich das Koksstück so in die Ofenkammer einkopiert, wie es mal gelegen haben mag. Im Jahr 2001 ist die Kokerei in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Welt aufgenommen worden.

Am 17. Juli 2018 war wieder eine Fahrt ins Hessenland vorbereitet worden. Das Hailo-Werk Rudolf Loh war das erste Ziel an diesem Tag, welches auf eine über 70-jährige Tradition zurückblicken kann. Der Hauptsitz der Firma ist in Haiger bei Wetzlar. Im Eingangsbereich war auf eine Videotafel groß angekündigt, dass an diesem Tag die Märkische Turngemeinde Horst zu Besuch ist. Aus der Firmengeschichte wurde klar, dass sich der Name Hailo als eine Abkürzung aus dem Standort Haiger und dem Namen des Unternehmensgründers Rudolf Loh zusammensetzt. Es begann alles mit der Einführung von Abfallsammler für Einbauküchen. Im Jahr 1960 brachte Hailo als erster Anbieter eine Aluminium-Haushaltsleiter auf den Markt. Diese neuartige Leiter hatte ein geringeres Gewicht als bis dahin übliche Produkte. Die Besichtigung der Produktionsstätte war eindrucksvoll, wenn man verfolgt, wie aus einem Coil mit Aluminiumblech Vierkantrohre geformt und diese auf die gewünschten Längen gekürzt werden. Nach Stanzung von viereckigen Löchern werden dort dann die einzelnen Trittstufen eingesetzt und vernietet. Dazu ein wenig Handarbeit für die Füße und die Kopfstücke – fertig ist eine trittfeste und sichere Leiter. Und was macht man mit den abgeschnittenen Endstücken? Man verschließt die beiden Öffnungen, sägt seitlich ein Loch hinein und fertig ist der werbewirksame Flaschenöffner für die Gastbesucher. Darüber hinaus boten die »Hailo-Welt« mit dem neuen Hailo-Outlet, dem Hailo-Museum und dem Hailo-Partnershop zahlreiche Gelegenheit, den einen oder anderen Artikel käuflich zu erwerben. Der Nachmittag war dem Besuch der Altstadt von Dillenburg gewidmet.

Eine schon als Verkaufstour angekündigte Busreise erwies sich als der Renner des Jahres. Für den 21. August 2018 hatten sich so viele Teilnehmer angemeldet, dass trotzdem noch 40 Namen auf der Reserveliste standen. Es war die Fahrt nach Heinsberg zur Strickfabrik Marcienne GmbH. Die Strickfabrik Marcienne entwirft und produziert seit über 20 Jahren unter ihrer Marke Strickmoden für Damen. Alle Artikel sind nur im Betrieb in Heinsberg zu erwerben. Im Vorführraum standen kleine Tische und Stühle bereit. Es gab Brötchen und Kaffee und eine Live-Modenschau, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Denn anschließend ging es in den Verkauf. Vor der Abfahrt konnten wir auch noch einen Blick in die Produktion werfen. Großes Erstaunen rief der Ablauf hervor, bei dem Vorder- und Rückseite eines Strickteils übereinander gelegt werden, darauf das passende Modellmuster aus Pappe und dessen Umrisse dann mit Filzstift auf die Strickware übertragen wird. Mit einem »Slider« werden dann beide Teile der Strickwaren ausgeschnitten, ohne dass die Ränder ausfransen. Auf einer weiteren Maschine werden diese beiden Teile dann verkettet sowie auch die Ärmel eingebunden. Im Bild die Reste, welche von solch einem »Ausschnitt« übrig bleiben. Und natürlich musste auch das gute Stück aus dem Verkaufsraum noch eingepackt werden, bevor es auf eine zweistündige Schifffahrt auf der Maas ging, mit Büffet und Live-Gitarrenmusik aus den 70-er Jahren.

Auch die abschließende Fahrt des Jahres 2018 am 4. Dezember 2018 hatte eine ungeheure Resonanz. Mit zwei Bussen waren 94 Teilnehmer für den Besuch des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes in Siegburg angemeldet. Authentisch nachgebaute mittelalterliche Marktstände füllen den Platz, eine Reihe von Handwerksmeistern ist bei der Arbeit und Händler bieten ihre Waren an. Hier ist ein Weihnachtsmarkt nicht nur zum Sehen, sondern zum Erleben, Schmecken, Riechen, Hören, Genießen und Mitmachen. Gekleidet wie im späten Mittelalter sind überall Gaukler, Künstler, Musikanten und Jongleure unterwegs. Zwischendurch hatten wir noch eine kleine Stadtführung mit einer Besichtigung der Kirche St. Servatius. Dabei erfuhren wir auch etwas über das alte Töpferhandwerk in Siegburg. Siegburger Steinzeug ist eine keramische Warenart, die im Spätmittelalter hier produziert wurde und die Gefäßkeramik, welche im 14.- 17. Jahrhundert in großen Mengen in ganz Europa gehandelt wurde. Dazu gehörten auch Becher, welche mit typischen Wellenfüßen ausgestattet waren. Die Stadtführerin überließ mir ihr mitgebrachtes Anschauungsstück. Und zu den typischen Handwerksberufen gehörte auch der Schmied, der gerade dabei war, auf einem Amboss einen Haken zu formen.

Am 20. September 2019 fuhren wir mit dem Bus knapp hinter die Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen zu Rheinland-Pfalz. Dort befindet sich in Windhagen das Stammwerk der Wirtgen Group, welches sich mit seinen Werkshallen parallel zur Autobahn hinzieht. Die Firma Wirtgen ist Marktführer, wenn es um das Fräsen und Recyclen von Asphaltstraßen geht. Zunächst wurden wir in einen Vortragsraum geführt. Bei Kaffee und Gebäck bekamen wir in einer Videoführung einen Überblick der verschiedenen Geschäftsfelder der Wirtgen Group, welche mittlerweile zur A John Deere Company gehört. Ausgerüstet mit gelber Warnweste, Schutzbrille und Wirtgenmütze machten wir uns anschließend auf den Weg durch die Fertigungshallen für die Kaltfräsen, welche bei der wirtschaftlichen und umweltschonenden Straßensanierung einen wichtigen Beitrag leisten. Es ist für Laien kaum überschaubar, wie hier viele Teile (teilweise Kleinteile) hergestellt werden, ihren Weg durch die verschiedenen Hallen finden, um dann allmählich ihren Platz in der immer größer werdenden Maschine zu finden.

Nach der Mittagspause fuhren wir mit dem Bus nur eine kurze Strecke zur Autobahnabfahrt Bad Honnef/Linz. Hier befindet sich ein Autohof, auf dessen Gelände Oliver Coppeneur und ein Freund im Sommer 1993 die Confiserie Coppeneur et Compagnon gründete. Zunächst wurden wir auch hier durch eine Videovorführung über die Grundlagen unserer Schokolade und Pralinen informiert. Uns wurden faszinierende Einblicke und Wissenswertes rund um den Kakao und die Schokoladenherstellung präsentiert. In einem größeren Raum standen bereits Tische mit Kaffee und Kuchen und zahlreichen Proben zum »Dahin-Schmelzen« bereit. Wir wurden von dem Duft der schokoladenhaltigen Produkte verführt, denn Naschen war ausdrücklich erwünscht. Wegen der langen Schlange an der Kasse konnte der Bus erst mit einer halbstündigen Verspätung zur Rückfahrt starten.

Die Seniorenfahrten des Jahres 2019 fanden ihren Abschluss mit dem Besuch des Weihnachtsmarktes in Bielefeld, einem Ort, den es angeblich gar nicht gibt, wie ein Informatikstudent vor 25 Jahren in die Welt gesetzt hatte. Wieder mit zwei Bussen wollten 83 Senioren am 26. November sich davon überzeugen, dass es den Ort wirklich gibt. Dazu gibt es tatsächlich einen Gedenkstein. Die Rundfahrt führte uns durch das studentische Umfeld der Stadt, dann durch das Villenviertel in den Ortsteil Bethel, welcher durch die v. Bodelschwinghschen Stiftungen überregional bekannt ist. Wir verließen den Bus und ein kurzer Fußweg führte uns auf das Gelände des Sparrenberges, einer ehemaligen Festungsanlage. Das Ganze wird überragt vom 37 m hohen Burgfried, dem Wahrzeichen der Stadt. Kein Wunder, dass dieser Burgfried auch auf den süßen Andenken der Stadt verewigt ist. Der Weihnachtsmarkt in Bielefeld ist auf verschiedenen Plätzen und Gassen verteilt. Und überall hing ein Duft nach gebrannten Mandeln und Lebkuchen in der Luft.

Das Jahr 2020 begann mit den Seniorenfahrten verheißungsvoll am 11. Februar mit der Besichtigung der Druckerei des Axel Springer Verlages in Kettwig an. Am 10. März 2020 konnten wir noch eine weitere große Fahrt nach Gescher durchführen ohne zu ahnen, dass es vorerst unsere letzte Tour war. Gescher ist bekannt für seine Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock. Seit über 325 Jahren ist diese Glockengießerei in Gescher ansässig und seit dieser Zeit werden die Glocken hier im traditionellen Lehmformverfahren gegossen. Auch daher darf Gescher seit 2013 offiziell den Namenszusatz »Glockenstadt« tragen. Fachmännisch wurden wir über die Kunst des Glockengießens informiert und konnten uns in der Glockengrube mit dem Schmelzofen über die vielen Arbeitsschritte bis zur fertigen Glocke ein Bild machen. Eine große Glocke kann man nicht erwerben, denn diese werden nur auf Bestellung gegossen mit den bestellten Tönen – und das immer freitags. Aber der Verkaufsraum war schon für uns geöffnet. Kleine Glocken und Bronzegussstücke fanden ihren Absatz. Auch für eine neue Kegelglocke wurden ein paar Euro ausgegeben.

Das war es dann. Alle folgenden geplanten Fahrten wurden abgesagt. Auch im Augenblick ist noch nicht abzusehen, wann es wieder losgeht. Wie gut aber, dass wir älteren Semester dann schon geimpft sind und möglicherweise einige Erleichterungen zu spüren bekommen. Wir hoffen das Beste.

Ein kleines Résumé: Seit dem Jahr 2004 wurden für die MTG-Senioren ca. 110 Fahrten organisiert. Nicht immer gelang es mir dabei zu sein – aber ca. 100 Mal hat es geklappt. An dieser Stelle ist es daher auch an der Zeit einmal DANKE zu sagen an die Verantwortlichen, welche diese vielen Fahrten jeweils organisierten, mit den Firmen Kontakt aufnahmen, die Mittagstische bestellten oder das Kaffeetrinken, damit wir nicht verhungern und dann auch noch die Anmeldungen entgegen nehmen. Die sich dann in der Gaststätte ärgern und klären müssen, wenn sechs Mal der Fleischspieß bestellt worden ist aber auf einmal acht Personen einen haben möchten, dafür aber zweimal Schnitzel zu viel da sind. Ach ja, es ist schon ein Kreuz. Danke an Dieter Fassbender, Anne Dünker, Günter Feltes, Knut de la Motte und Werner Baumgart. Ihr macht das immer hervorragend. Macht weiter so, wenn es wieder so weit ist, dass es bald wieder heißt: MTG-Senioren unterwegs.

Ernst-Albert Ratajczak