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Höhle und Grohe

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Höhle und Grohe

Das Ziel für die Oktoberbesichtigung der Senioren war das nahe gelegene Sauerland mit seinem Märkischen Kreis (immerhin trägt unser Verein MTG ja diese Ortsbezeichnung mit in seinem Namen). 44 Senioren hatten sich auf den Weg gemacht, um zunächst die Dechenhöhle in Iserlohn zu besichtigen. Jedes Essener Kind kennt eigentlich diese Höhle, denn es war quasi festgeschrieben, dass mindestens einmal ein Schulausflug hierher gemacht wurde.

Unter geschulter Führung erkundeten wir die verschiedenen Sehenswürdigkeiten auf dem 400 m langen Weg durch dieses Wunderwerk der Natur. 1868 bei Arbeiten zur Felssicherung an der vorbeilaufenden Eisenbahnlinie war die Höhle durch Zufall entdeckt worden. Ein Arbeiter hatte seinen Hammer in einem Felsspalt verloren. An einem Seil ließ man sich in die Felsspalte hinab und stand plötzlich in einer Tropfsteinhöhle. Zu den späteren Forschern der Höhle gehörte auch der Bonner Geologe Heinrich von Dechen. Zu seinen Ehren wurde die Höhle dann nach ihm benannt.

Vor über 500.000 Jahren begann die Tropfsteinbildung in den Höhlen und Gängen, welche sich noch früher gebildet hatten. Das eindringende Regenwasser sickerte langsam durch Risse und Spalten des Deckgebirges, löste dabei Mineralien – vor allem Kalk – heraus und nahm diese im Sickerwasser mit. Beim Eintritt in die Hohlräume scheidet sich ein Teil des gelösten Kalks (Calciumcarbonat) aus – neben den Kristallen der Höhlensinter. Von der Decke herunter bilden sich so die Stalaktiten und auf dem Boden entstehen die Stalagmiten und wachsen nach oben. So können auch ganze Säulen als Verbindung entstehen. An manchen Stellen läuft das Wasser herunter und bildet dann gardinenartige Vorhänge. Auch heute noch wachsen die Tropfsteine weiter – ca. 1 cm in 100 Jahren.

So entstehen ganz unterschiedliche Gebilde, welche man entsprechend dem Aussehen passende Namen gegeben hat: Orgelgrotte, der Baumkuchen, die Schildkröte, der Nixenteich oder der Kronleuchter. Teilweise geht es über Treppen hinauf und wieder hinab. In einer Kristallgrotte wird hier sogar von einer Spezialitätenbrennerei aus Hagen ein Single Malt Whisky gelagert.

Nach der Besichtigung der Höhle bestand noch die Gelegenheit, das angeschlossene Höhlenmuseum zu besuchen. Aus dem Zeitalter der Dinosaurier gibt es in der Umgebung nur Mikrofaserspuren, die in die Höhle geschwemmt worden waren. Allerdings entdeckten wir im Museum auch zwei »echte Dinosaurier«.

Für 12 Uhr was das Mittagessen im »Jägerhof« in Hemer vorbereitet. Trotz des gut gefüllten Lokals waren entsprechenden Plätze für uns reserviert. Wir hatten alle nur jeweils ein Hauptgericht bestellt und waren daher überrascht, dass uns zunächst eine Vorsuppe, ein Salat, das Hauptgericht und zum Nachtisch noch eine Eiskugel, eingeschlagen in eine Crêpe serviert wurden.

Diese übermäßige Sättigung veranlasste eine Reihe von Senioren dann, die restlichen 800 m zum Werksgelände der Firma Grohe zu laufen. Wir wurden von Herrn Johann Rimper freundlich im Vortragssaal begrüßt. Dazu gesellte sich Herr Jürgen Jensen, einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma, beide waren für unsere Werksführung zuständig. Zunächst bekamen wir in einem Imagefilm einen Überblick der verschiedenen Produkte. Alles was mit Wasser im Haushalt zu tun hat, ist für die Firma Grohe eine Aufgabe: Wie bekomme ich das Wasser in das Waschbecken, die Dusche, die Wanne und neuerdings auch ins Glas? Welche Temperatur soll es haben und in welcher Menge soll es entnommen werden? Nicht umsonst ist das Motto der Firma: »Pure Freude am Wasser«.

Unsere Gruppe, ausgerüstet mit Funkempfängern, besichtigte zunächst das Logistikzentrum, welches ein Hochregallager darstellt. Hier arbeitet kein Mensch. Computergesteuert werden die Kartons auf Europaletten durch ein Regalbediengerät aus den Regalen entnommen und der Verladung zugeführt. Hier ist eigentlich das Ende der Produktion. Dann ging es aber hinüber zum Beginn der Fertigung von Wasserhähnen und folgten dann den einzelnen Produktionsschritten. Uns wurde jede einzelne Arbeit erklärt, teilweise konnten wir die Produkte anfassen und hautnah in der Nähe der Mitarbeiter die Vorgehensweise verfolgen.
Die Armaturen bei Grohe werden aus Messing gegossen, sie sind damit aber ein Hohlkörper. Zunächst muss daher ein Formkörper erstellt werden, der beim Gießen nicht vom Messing eingenommen werden soll – dort soll ja später das Wasser fließen. Aus feinem Quarzsand und einem Kleber werden diese für jeden Guss erstellt. Auch hierbei ist Entwicklungsarbeit notwendig, denn der Wasserhahn soll ja das Wasser möglichst geräuscharm auslaufen lassen. Dieser Formkörper wird nun in eine größere Gußform gelegt, welche die äußere Form des Wasserhans begrenzt. Das flüssige Messing – eine Legierung aus Kupfer und bis zu 40 % Zinkanteil – wird mit einer Temperatur von ca. 1000 °C mit leichtem Überdruck von unten in die Form gedrückt. Die Luft entweicht dabei bis die Form gefüllt ist. Der Klebstoff des Sandkörpers löst sich dabei auf, sodass nach dem Erkalten des Messings der Sand herausrieselt. Die restlichen Sandreste werden herausgeschüttelt, der Sand recycelt. Durch Automaten werden die gegossenen Messingkörper nun gegriffen und die Angüsse und Grate entfernt. Dieses Material wird wieder eingeschmolzen.

Die Rohlinge gehen nun in die nächste Etappe, der Oberflächenbehandlung. Es wird nun gefräst und gebohrt. Danach wird geschliffen und poliert, teilweise auch in Handarbeit. Und immer wieder wird kontrolliert bis endlich mit einer Paste der Armaturenkörper auf Hochglanz poliert wird. Anschließend wandert dieser nun in die Oberflächenveredelung. Hier geht es darum, die Oberfläche der Armatur robust und langlebig zu gestalten, d.h. vor Korrosion zu schützen. Dies geschieht durch Verchromung. Dazu werden die Teile auf einen Träger aufgesteckt und durch elektrischen Strom in einem Bad galvanisch beschichtet. Vor allem sind die Teile nun hochglänzend. Daher erfolgt die weitere Behandlung nur noch mit Samthandschuhen. Auf einer Messe stellte Grohe im März 2019 einen Wasserhahn vor, der aus einem Metallpulver in einem 3D-Drucker hergestellt worden war. Auch dieses Modell konnten wir bewundern, der Preis ist allerdings erheblich höher als normal.

Das Herzstück einer modernen Armatur ist aber die Kartusche. Auch diese wird bei Grohe in einer eigenen Abteilung hergestellt. In einer Einhandhebelarmatur hat diese Kartusche die Aufgabe, die Wassermenge zu regeln und gleichzeitig die Temperatur durch Mischen von Kalt- und Warmwasser einzustellen. Dies geschieht über Keramikscheiben, welche so plan sind, dass nur Abweichungen von einem 1/1000 mm in der Oberfläche erlaubt sind. In der Endmontage laufen an verschiedenen Arbeitsplätzen alle Teile einer Armatur zusammen und werden dort fertig montiert, die Anschlussschläuche mit verpackt und die Montageanleitung beigefügt, bevor der Weg ins Lager angetreten wird. Man ließ es sich nicht nehmen, an einem Teststand die Armaturen ausgiebig zu prüfen.

Noch ein abschließendes Wort zur Hygiene bzw. zum Intimbereich. Nach Kaffee und anderen Getränken ist der Weg zur Toilette normal. Aber auch hier ist die Firma Grohe schon ein Stück voraus. Beim Betreten des Sanitärraumes hebt sich bereits der Toilettendeckel, das Tiefspül-WC wird beleuchtet. Und nun hat man beim »Geschäft« genügend Zeit, sich mit der Steuerungsarmatur an der Wand zu beschäftigen, welche eine Vielzahl von Aktivitäten eröffnete. Ein Test hätte mich schon gereizt, trotzdem habe ich nur den »normalen Knopf« in der Wand betätigt – ging auch.

Ernst-Albert Ratajczak