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Weihnachtsmarkt Siegburg

|   Senioren

Mittelalterlicher Weihnachtsmarkt in Siegburg

am 4. Dezember 2018

 

Ein unerwartetes Echo im Kreise der MTG-Senioren fand die Ankündigung der Fahrt zum mittelalterlichen Weihnachtsmarkt nach Siegburg. Mit 94 Teilnehmern in zwei Bussen ging es um 12 Uhr am Schwimmbad los. Nach einer kurzweiligen Fahrt von 1,5 h waren wir bereits auf dem Busparkplatz der ca. 8 km östlich des Rheins gelegenen Kreisstadt. Nach einem kurzen Fußweg erreichten wir den Marktplatz, welcher mit seiner historischen Bebauung einen überaus passenden Rahmen für den Weihnachtsmarkt bildet. Wir tauchten in eine längst vergangen Zeit ein. Authentisch nachgebaute mittelalterliche Marktstände füllen den Platz, eine Reihe von Handwerksmeistern ist bei der Arbeit und Händler bieten ihre Waren an. Alle Stände sind mit Tannengrün geschmückt und es gibt kein elektrisches Licht – nur Kerzen, Fackeln, Öllampen und Teelichter tauchen den Markt bei einsetzender Dämmerung in ein warmes Licht. Hier ist ein Weihnachtsmarkt nicht nur zum Sehen, sondern zum Erleben, Schmecken, Riechen, Hören, Genießen und Mitmachen. Gekleidet wie im späten Mittelalter sind überall Gaukler, Künstler, Musikanten und Jongleure unterwegs. Auch das Kinderkarussell wird durch Kurbeln von Hand bewegt.

Gegen 14 Uhr wurde unsere Gruppe vom Büttel Mollinarius stilvoll begrüßt. Auf den Stufen des Stadtmuseums begann er mit qualvollen Tönen aus einem Kuhhorn. Dann merkte er wohl, dass wir nicht vom »gemeynen Volk« sind, um uns dann als »ehrbare Bürger« mit seiner Fanfare gebührend zu begrüßen: »Seid herzlich willkommen geheißen, Ihr lieben Leute von Nah und Fern, hier auf dem altehrwürdigen Marktplatz zu Siegburg«. Das klang schon besser.

Zu der nachfolgenden Führung durch »Lupus« erhielt (fast) jeder Teilnehmer einen Gutschein für einen Becher heißen Met. »Lupus der Wolf« geleitete uns anschließend zu verschiedenen Ständen der Handwerker, damit diese ihre Kunst vorführen konnten. Ein junger Schmied ließ das Eisen in der Esse glühen, um dann daraus kunstvoll einen Haken zu biegen. In sechs Steinöfen, jeder eine Tonne schwer und nur mit Holz beheizt, wurden Brot und Selen gebacken, welche reißenden Absatz fanden. Auch die Korbmacher, Riemenschneider, Steinmetze, Töpfer und Schreiber boten ihre Dienste an. In orientalischen Zelten konnte man Märchenerzählern zuhören. Auch ein »Bader« war vertreten. Er zog nicht wie früher den Armen ohne Krankenkasse die Zähne, er bot jedoch unseren Damen im hinteren Zelt eine »Spezialbehandlung« an: Brustvergrößerung durch Handauflegen. Von einer Wahrnehmung dieser Dienstleistung ist aber nichts bekannt geworden.

Zwischendurch war dann noch für eine Stunde ein kleiner Rundgang durch die Stadt Siegburg eingeplant. In mehreren Kleingruppen wurde uns durch ortskundige Stadtführer/-innen an verschiedenen Orten die Geschichte der Stadt etwas näher gebracht. So erfuhren wir etwas von Anno II, dem Erzbischof von Köln und Stadtgründer, vom Michaelsberg und der dort gegründeten Abtei, warfen einen Blick in die Kirche St. Servatius und gingen ein Stück an der ehemaligen Stadtmauer entlang. Auch über den Blei- und Kupferbergbau und die Entwicklung des über tausend Jahre alten Töpferhandwerks in Siegburg wurden wir informiert. Während über dem Rhein im Westen die Sonne lachte und im Osten sich ein eindrucksvoller Regenbogen am Himmel spannte, kamen wir aber nicht daran vorbei, für kurze Momente die Regenschirme aufzuspannen.

Die anschließende freie Zeit nutzen die meisten Teilnehmer für einen Cafébesuch oder sich an einem der Stände ein gutes Essen zu gönnen. Die Auswahl war riesig: Knoblauchbrot zum Selbstbelegen, die Spätzleküche, die »suesse Mandeley«, im Rauch hängende Lachse, »Alles von der Sau« - das Angebot zum Besten und Wohl des Leibes war vielfältiger Art. Es gab jede Menge gutes Essen und nette Menschen auf dem Markt. Welche von unseren Damen lässt sich nicht gerne an einem Stand mit den Worten begrüßen: »Sey gegruesst holde Maid, was ist dein Begehr«?

Gegen 18 Uhr fanden sich zahlreiche Besucher und auch unsere Gruppen an der kleinen Bühne wieder ein, denn Trommel- und Dudelsackklänge drangen an unser Ohr. Die eindringlichen Töne der Sackpfeifen kündigten das Abendspektakel an. »Lupus der Wolf« und »Fin de Filou« demonstrierten als wahre Meister der Jongleure ihr Können mit Bällen, Keulen und brennenden Fackeln. Auch der Spaß und Schabernack kam hier nicht zu kurz. Mal liebliche, aber auch derbe Lieder des Mittelalters wurden vorgetragen. Die komödiantische Seite kam durch kleine Schauspiele mit »der roten Füchsin« und ihrem Sohn »Fin de Filou« zum Tragen. Narreteien, Possenspiel und Schabernack unterhielten das Publikum aufs Beste und erzeugt immer wieder Heiterkeit und Staunen. Leider warteten um 19:15 Uhr schon die beiden Busfahrer wieder auf uns für die Heimreise nach einem außergewöhnlichen Ausflug ins Mittelalter.

 

Ernst-Albert Ratajczak