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Ein Schiff wird kommen

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Ein Schiff wird kommen…

… aber das war am 11. Juni 2019 für die 27 Senioren erst später eingeplant. Zunächst wurde in Duisburg-Ruhrort die Apostelstraße angesteuert. Hier befindet sich in einer ehemaligen denkmalgeschützten Badeanstalt, erbaut in den Jahren 1908-1910 im Jugendstil, nach Umbau seit dem Jahre 1998 das »Museum der Deutschen Binnenschifffahrt«. Auf einer Ausstellungsfläche von 2.500 m² ist hier das größte Binnenschifffahrtsmuseum in Deutschland untergebracht. Jeder an der Schifffahrt Interessierte findet hier historische Exponate, Modelle und die Geschichte der Schifffahrt. In anschaulicher Weise wird das Leben der Hafen- und Werftarbeiter, der Familien und die Geschichte der Häfen und Schifffahrt erläutert.

In zwei Gruppen, jeweils von Frau Weber und Herrn Scholz geführt, betrachteten wir in einem Rundgang die einzelnen Museumsbereiche. In der ehemaligen Schwimmhalle für Männer steht dominant in der Mitte in Originalgröße und voll aufgetakelt ein ehemaliger Lastensegler, eine sog. Tjalk. Er trägt den niederländischen Namen »Goede Verwachting«, zu deutsch: Gute Erwartung.

In zahlreichen Modellen, geschützt in beleuchteten Vitrinen, erkennt man die Entwicklung der Schifffahrt auf den Flüssen und auf den Seen und Meeren. Darunter befindet sich auch das Modell einer Ruhraake. Seit dem Jahr 1776 dienten diese Plattbodenschiffe als Transportmittel für die Steinkohle. Die Aaken wurden über eine bis zu 400 m lange Leine, befestigt an der Mastspitze, von Pferdegespannen gezogen, welche auf dem sogenannten Leinpfad geführt wurden. Aus versunkenen und wieder ausgegrabenen Booten kamen zahlreiche Gegenstände des Alltags zum Vorschein. In einem großen Diorama ist der ehemalige Westhafen von Duisburg mit Werft und Schleuse dargestellt.

Im Untergeschoss ist ein ganzer Bereich dem Umschlag der Güter beim Be- und Entladen gewidmet. Hier stapeln sich Körbe, Fässer, Säcke und Kisten. Im Bereich des ehemaligen Schwimmbeckens geht man nun trockenen Fußes auf dem Grund eines Flusses. Ein Taucher ist bei der Arbeit, umgeben von Rohren, Kabeln, einer Bombe und anderen Dingen, die so in einem Fluss gefunden werden. Beim Übergang zur ehemaligen Schwimmhalle für die Damen befinden wir uns am Bug der »Hermann«, dem Nachbau eines Dampfschiffes, welches in allen Ebenen begehbar ist. Natürlich darf an der Wand nicht das riesige Modell fehlen, auf welchem alle möglichen Arten dargestellt sind, wie man einen Knoten schlägt. Zum Museum gehört auch drei an der Ruhrpromenade liegende schwimmende Denkmäler: der Radschleppdampfer »Oscar Huber«, der Eimerkettendampfbagger »Minden« und das Kranschiff »Fendel 147«. Obwohl nur wenige Minuten entfernt, reichte aber die Zeit nicht für eine Besichtigung.

Dafür ging es nach kurzer Fahrt mit dem Bus zur Zentrale der Duisburger Hafen AG »duisport«. Hier wurden wir wieder, wie schon bei unserer ersten Besichtigung im Jahre 2016, von Herrn Thomas Schlipköther empfangen. Seit 2001 ist er als Vorstandsmitglied der Duisburger Hafen AG zuständig für die Bereiche Technik und Betrieb. Wir betraten ein neues Schiff der Hafen AG - nur vom Feinsten -, freundlich begrüßt von der Crew, die Tische mit Wasser, Kaffee und Kuchen warteten schon auf uns.

Über den Vincke-Kanal schipperten wir langsam vorbei an den Original-Museumsschiffen und dem Pegel Ruhrort Richtung Rhein, während dessen Herr Schlipköther uns auf die eine oder andere Besonderheit am Ufer aufmerksam machte. Unter der Friedr.-Ebert-Brücke fuhren wir auf den Rhein. Dabei passierten wir die Mercatorhalbinsel. Im Jahr 2018 hat Duisport Investitionen in Höhe von 20 Millionen EUR getätigt. Ein großer Teil ging in den Erwerb, die Logistik und die Errichtung einer Logistikimmobilie auf dieser Halbinsel. Auf dieser Mercatorinsel steht auch eine 4,5 m hohe Skulptur von 11 Tonnen Gewicht. Sie wurde vom Künstler Markus Löpertz erschaffen und war anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Duisburger Hafens im Jahr 2016 aufgestellt worden. Sie trägt den Namen »Echo des Poseidon«. Es hat lange Diskussionen gegeben, in welche Richtung der Blick des Poseidons gehen soll. Der Hafen setzte sich durch – Poseidon blickt in Richtung Rhein und soll die Binnenschiffer begrüßen.

Wir fuhren nun rheinaufwärts und passierten nach kurzer Fahrt bei Rheinkilometer 780 eine weithin sichtbare, leuchtend orangefarbene Skulptur aus Stahl. Sie ist 25 m hoch und 83 t schwer. Geschaffen wurde sie vom Kölner Bildhauer Lutz Frisch. Sie ist mit der RAL-Farbe 2004 gleich Reinorange gestrichen. Diese Skulptur markiert die Stelle, an welcher die Ruhr nach 219 km in den Rhein fließt, hier endet auch der 230 km lange Ruhrtalradweg.

Bei unserer Rheinfahrt passierten wir dann die renovierungsbedürftige Brücke der Autobahn A 40. Auf beiden Seiten sind die Waagen zur Gewichtserfassung der LKW’s fertig gestellt. Und jede Woche werden hier 700 LKW’s herausgewunken, da sie die zulässige Höchtlast überschreiten. Herr Schlipköther konnte für viele Areale längs des Rheinufers auch allgemeine Anmerkungen zur großen und kleinen Politik von sich geben: die Unsinnigkeit der E-Mobilität wegen der mangelnden Kupferressourcen und des Strombedarfes, die zeitliche Länge bei der Umsetzung von Projekten in Deutschland im Vergleich zu unseren Nachbarländern, die Selbstbedienungsmentalität von Kommunalpolitikern usw. Inzwischen schipperten wir am Rheinpark Duisburg vorbei, unterquerten die »Brücke der Solidarität« mit ihren markanten roten Bögen und schließlich die Hochfelder Eisenbahnbrücke mit den Relikten der ehemaligen Brückenköpfe. Dann zeigten uns die auf Masten angebrachten Schilder den Beginn des Logports I.

Auf diesem ehemaligen Gelände des stillgelegten Krupp-Stahlwerkes Rheinhausen begann im Jahr 1998 ein neues Zeitalter. Ein 265 ha (371 Fußballfelder) großes Industriegelände neu zu nutzen, erforderte riesige Anstrengungen. Logistikdienstleister ließen sich hier nieder, es entstanden Distributionszentren großer internationaler Firmen mit 650.000 m² Hallenfläche. So wurden 5.000 Arbeitsplätze geschaffen. Hinzu kam noch ein entscheidender Faktor. Der Duisburger Hafen wurde zentrale Drehscheibe des China-Handels, so dass man schon von der »Neuen Seidenstraße« spricht. Wöchentlich fahren 35 Züge zu verschiedenen Zielen in China. Die zu Beginn ca. 17 Tage dauernde Reise wurde bereits auf 14 Tage verkürzt, das Ziel sind ca. 10 Tage. Dazu gehört auch das Engagement des Duisburger Hafens beim Aufbau von Logistikzentren in Weißrussland und China.

Am Spätnachmittag traten wir unsere Rückreise nach Essen an. Aus kompetentem Munde hatten wir viel über den Wandel des Ruhrgebietes mit dem Ende von Kohle und den Problemen beim Stahl erfahren, über die wirtschaftlichen Probleme eines Unternehmens im Hinblick auf den drohenden Brexit, das Niedrigwasser im Rhein und lähmende Zeitverzögerungen bei Genehmigungen. Und wir waren mit unserem Schiff mittendrin.

Ernst-Albert Ratajczak