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Remondis in Essen

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Firma REMONDIS in Essen am 12. Februar 2019

Für 20 Senioren war es nur eine kurze Anreise ins Hafengebiet von Essen, um an dieser Besichtigung teilzunehmen. Die Firma REMONDIS ist als Familienunternehmen weltweit tä-tig und gilt mit ca. 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als einer der größten Dienst-leister für Recycling, Service und Wasser. Das Firmenlogo ist mit dem Hinweis versehen: »Im Auftrag der Zukunft«. In Deutschland hat die Firma über 500 Standorte. Die REMONDIS Recycling GmbH & Co. KG hat ihren zentralen Sitz in Essen und ist dort für das Duale System Deutschland zuständig für die Sammlung und Aufbereitung von Hohlglas.
Am Verwaltungsgebäude wurden wir von Herrn Thomas Renn, Niederlassungsleiter, be-grüßt, der uns zunächst einen kurzen Überblick über die Firma REMONDIS gab und uns dann aber zum nahegelegenen Lager- und Umschlagplatz für Altglas führte. In verschiedenen Kammern lagert hier das von den Sammelcontainer her bekannte Altglas: weißes, grünes und braunes Glas. Selbst wir als Besuchergruppe erkannten sehr schnell, dass viele Mitbürger wohl farbenblind sind oder sich offensichtlich keine Gedanken darüber machen, in welchen Container man sein Altglas wirft. Vielleicht ist man auch der Annahme: Das kippen die doch wieder alles zusammen. Und das ist eben der große Irrtum, denn die Firma REMONDIS hat die Aufgabe, das Glas so aufzubereiten, dass die Glashütten daraus wieder farbechte Flaschen und Gläser herstellen können. Die Reinheit des Recyclingstoffes hat aber einen großen Ein-fluss auf Wiederverwertbarkeit als Rohstoff, denn ein Teil des gewonnen Glases wird in der Glashütte in Karnap wieder eingeschmolzen.

Herr Renn bat uns eindringlich, auf die richtige Farbsortierung zu achten und diese Bitte auch weiter publik zu machen. So gehören blaues und rotes Altglas in den Grün-Glasbehälter. Nur Behälterglas gehört in die Glascontainer. Trinkgläser, Glühbirnen, Steingut, Porzellan, Blumenvasen und Keramik gehören überhaupt nicht ins Altglas. Diese Fraktion, hausintern auch »KSP« genannt, muss im Nachgang aus dem Glas selektiert werden und ist als Fraktion selber schwer recyclebar. Im neuen Glas bilden sich daraus Einschlüsse bzw. Fehlstellen. Ebenfalls gehören auch Teile aus feuerfestem Glas, Fensterscheiben und Spiegel nicht in die Glascontainer. Diese Gläser haben völlig andere Schmelzpunkte. Alle diese Materialien sind bei den Recyclinghöfen der Stadt abzugeben. Auch hier zeigt der Blick auf die Glashalden, dass viele Mitbürger meinen, das kann man alles in die Glascontainer entsorgen.
Blieb noch die Frage nach den Verschlussdeckeln, Flaschenkorken und Schraubverschlüs-sen, welche noch auf vielen Flaschen vorhanden waren. Hier konnte Herr Renn uns beruhigen, dass die modernen Anlagen zur Glasaufbereitung der Firma REMONDIS in der Lage sind, alle diese Materialien vom Glas zu trennen. Es ist aber von Vorteil, diese Materialien in der »Gelben Tonne« zu entsorgen. Auch die Etiketten auf den Flaschen sind kein Problem, da diese im Laufe des Recyclingprozesses vom Glas automatisch entfernt werden.
Vor einigen Jahren fielen etwa 200.000 t Altglas pro Jahr an. Durch die Erhöhung der Quoten für PET-Pfandflaschen aus recyclebarem Kunststoff ist die Menge an Altglas auf ca. 100.000 t/a gesunken.
Vom Lagerplatz aus ging es nun in die eigentliche Aufbereitungsanlage für das Altglas. Es wird jeweils eine Glasfarbe sortiert. Das angelieferte Rohglas wird zunächst bei einer Ma-schenweite von 80 mm in zwei Fraktionen getrennt. Aus den Scherben >80 mm werden von Hand Fremdstoffe ausgelesen (Kunststoff, Keramik, Steingut usw.) und auch Fehlfarben des Glases werden aussortiert. Anschließend wird dieses Material gebrochen, sodass auch eine Fraktion < 80 mm vorliegt. Diese wird nun so behandelt, wie die bereits vorher ausgesiebte Fraktion < 80 mm. Während dieses Material über Bänder läuft, befinden sich an verschiede-nen Stellen darüber querlaufende Bänder, hinter denen sich starke Magnete befinden. Alle magnetischen Eisenbestandteile (z.B. Verschlussdeckel aus Eisen) werden hier ausgesondert. In ähnlicher Weise befinden sich dann statt der Magnete sog. Wirbelstromanlagen. Diese er-zeugen kurzfristig in nicht eisenhaltigen Metallen eine Polarität, sodass sie auch über Magnete abgeschieden werden können. Kunststofftüten, Korken und leichte Materialien werden durch die angebrachten Absaugungen zwangsläufig entfernt.
Da die Qualitätsanforderungen obersten Vorrang haben (z.B. darf in Weißglas nur ein An-teil von maximal 1 % Fehlfarben enthalten sein), läuft dieses vorbereitete Glas abschließend noch durch ein optisches Sortiergerät. Hier können noch kleinste Verunreinigungen erkannt werden. Wird ein solches Glasstück durch die Optik erkannt, wird es durch einen Luftimpuls aus dem Materialstrom entfernt. Stündlich wird aus dem Stoffstrom automatisch eine Probe gezogen und im Labor der Anteil an Fehlfarben ermittelt. Da ein Behälter mit einem Puffer-volumen zwischengeschaltet ist, kann das Glas für zwei Stunden dort verbleiben und notfalls erneut sortiert werden, wenn die Laborprobe einen höheren Fehlfarbenanteil ergibt.
Am Ende des gesamten Recyclingprozesses finden wir in verschiedenen Boxen das wieder verwertbare Glas, die eisenhaltigen Verschlussdeckel, die sonstigen metallischen Verschluss-teile und die Kunststoff- und Papierabfälle wieder – alles fein getrennt voneinander. Der Er-folg eines Prozesses mit höchster Technik zum Wohl der Bürger unserer Stadt. Dieter Fass-bender bedankte sich im Namen unserer gesamten Gruppe bei Herrn Renn und einem Auszu-bildenden für die hochinformative Führung, welche uns wieder eine Welt gezeigt hat, die wir gar nicht im Alltag wahrnehmen und als selbstverständlich erachten.

Ernst-Albert Ratajczak